Hallo, literarisch Interessierte –
willkommen auf meiner Homepage!
Hier finden Sie, neben meiner Biographie, eine Übersicht zu meinem Schaffen (Werkverzeichnis), eine Charakteristik zum literarisch-künstlerischen Wollen, wichtigste Orte, wo ich meine ‚unsterblichen Werke‘ vorgetragen habe, dazu Zitate aus Rezensionen und anderes.
Bin gebürtiger Innsbrucker (01. 04. ‘33) – von südtirolischen Eltern, lebe jedoch seit 1956 im berühmten Schi-Ort Kitzbühel. War über Jahrzehnte pädagogisch tätig, u. a. Religionslehrer (kath.) – nebenbei auch schriftstellerisch bzw. journalistisch. Seit 1993 im ‚Unruhestand‘.
Um aber bzgl. meiner Person und Herkunft zu präzisieren:
Verstehe mich – bitte, kein schlechter Treppenwitz – trotz meines eindeutig italienischen Namens doch als ‚waschechten Tiroler‘. Freilich weiß die Chronik von einem entferntest verwandten Italiener, sogar einem berühmten – gewisser Guido Bonatti (um 1300), seines Zeichens Astrologe und Astronom aus Forli und so nebenbei Falschmünzer (wenn’s stimmt!), ein mit dem Kirchenbann Belegter, also Exkommunizierter, weshalb ihn Dante Alighieri in seiner Gött-lichen Komödie in den achten Höllenkreis verbannte… Was mich betrifft, pfle-ge ich meine Rechnungen allerdings weder mit falscher Münze noch mit ‚Blüten‘ zu begleichen. Dies nebenbei!
Am Beginn stand, dies muß betont werden, ein geradezu ‚brennendes Interesse‘ an Musik, nebenbei – seltsamerweise – für Technik, sehr früh jedoch auch für Literatur, für welche ich mich schließlich entschied, nachdem ich ‚an musi-kalischen Gestaden‘ (technisches Interesse begleitete mich weiterhin) nur be-dingt Landeerlaubnis erhielt. Bin sozusagen verhinderter Musiker, im beson-deren Komponist (das Schöpferische!); trotzdem spielte in meinem Leben die Musik weiterhin eine große Rolle – insofern, als meine frühen Kompositions-versuche ins Literarische umschlugen; heißt: komponiere und komponierte statt mit Tönen und Akkorden sozusagen mit Lauten und Wörtern, was sich deutlich in der von musikalischen Elementen durchsetzten Prosa zeigt – jener Form, in welcher ich mich vornehmlich und hauptsächlich ausdrücke (musikalisch orientiert ist übrigens auch die Art meines Rezitierens, s. u.), die Anwendung von Kompositionstechniken aber extrem ausgeprägt in meinen sogen. ‚Sprech-oratorien‘ wie etwa der Megapolis, der Missa eleison et Da Requiem et cetera. Trug meine Texte relativ häufig im Ausland vor (wiederum s. u.), hauptsächlich an Universitäten bzw. Germ. Instituten, wo ich eher, teils sogar große Erfolge hatte. (Ein österreichisches Schicksal? Haha!) So heißt es z. B. in den ‚Konfi-gurationen Nr. 6‘ der Akademie Bydgoszcz / Polen – Essay über mich, Titel: Der literarische Komponist H. J. Bonatti und seine Wirklichkeiten: Literatur und Musik sind ihm komplementär… Für die österr. Literatur bleibt der vitale Wortkünstler eine bemerkenswerte und einzigartige Erscheinung – Prof. Dr. M. Perlikiéwicz. Ich weiß, riecht nach Selbstlob, und dieses stinkt bekanntlich allemal; aber wie sollt‘ ich sonst…?!) – Relativ wenig ‚Landeerlaubnis‘ erhielt ich, wenn ich Bilanz ziehe, ebenso bei Verlagen. (War freilich nie bereit, mich zu verbetteln!)
Werdegang:
Geb. 01.04.1933 in Innsbruck.
Ab 1956 Volksschullehrer in Kitzbühel, später Lehrer an der Kaufmännischen Berufsschule.
In den 1950ern Beginn der literarischen Tätigkeit.
Erste Veröffentlichungen in den 1960ern, Mitwirken in vielen Rundfunksendungen für Radio Tirol.
1972 Erscheinen meines erstes Buchs Irrlichter.
Ich schreibe in erster Linie Prosa, daneben aber auch Lyrik, Dramatik sowie Artikel und Rezensionen für die Presse.
Zahlreiche Lesungen nicht nur in Österreich, sondern auch im Ausland: Kroatien, Polen, Slowenien, Tschechien, Polen, New York usw.
Vize-Präsident der Sektion Tirol des Österreichischen P.E.N Clubs.
Vorstandsmitglied und Zweigstellenleiter des Turmbunds.
Links:
Versuch einer Charakteristik meiner literarischen Vorstellungen, bezogen auf die Werke der mittleren Periode und des Alterswerks – vor allem der Odysseen W’s und des Helena-Zyklus:
Es ist die Frage: Gibt es bei mir so etwas wie ein immer wiederkehrendes, sozu-sagen ein Hauptthema?
Gewiß – nämlich die Frage: Was passiert eigentlich beim Schreiben bzw. wie entsteht überhaupt ein Buch? Für mich eine entscheidene Sache – neben anderen Problemen, da meine Literatur kaum Handlungsabläufe kennt, von, wie ich’s nenne, H a n d l u n g s z e l l e n abgesehen. Konkret gesagt: Bei mir gibt’s – zumindest im späteren Werk – keine Stories; auch kaum Dialoge… In diesem Sinn stellen die Odysseen W‘s und die Helena-Bände keine R o m a n e dar, vielmehr A n t i – Romane, wenn man will Essay-, Minimal-, Quasi-, Un-, Nicht-Romane – was bedeutet, daß ich statt konventioneller Literatur vielleicht bloße ‚Letteratur‘ schreibe oder doch zu schreiben scheine. Man könnte sagen: ich suche das normalerweise Nicht- oder bloß als Füllmaterial Geschriebene, sozusagen die ‚Löcher‘ im Literarischen und mach‘ d i e s e (s) zum Thema. Ich hatte bereits sehr früh die (zugegeben) skurrile Idee – komm‘ ja (s. o.) von der Musik her – in dieser, in den Kompositionen, sozusagen die Lücken zwischen den Intervallen, eben die ‚Löcher‘, aus den Noten herauszufiltern und daraus neu Kompositionen zu schaffen, was allerdings nie geschah. – Im Literarischen wären – bei mir – diese Löcher und Lücken die ‚Nichthandlungen‘, also die lan-cierten Zwischenbriefe, Tagebuchnotizen, sogen. Intermezzi und so weiter, welche zwischen die Roman-Fragmente gesetzt sind. Stories, vor allem erfun-dene – und das sind schließlich die meisten – interessieren mich seit eh und je nicht – gewissermaßen das Es-war-einmal, dafür die begleitenden, nein, n i c h t begleitenden Form- und Stilprobleme; d. h., das (scheinbar) Nebensächliche ist vielfach zum Hauptsächlichen und damit zum Selbstzweck erhoben… Womit ich zu der von mir entwickelten Kugelbuch-Idee komme:
Was hat zu dieser geführt? – Nun, hab‘ immer nach einem Stil gesucht, in den alles, aber auch gar alles integriert werden kann, d. h., das Erhabene ebenso wie fallweise das Banale (dieses in Grenzen!), das Wichtige, Vordringliche, Ent-scheidende ebenso wie das unwichtig Letzte – bis zur Freude an bloßen (ab-strakten) Linien und Punkten, d. h. an Spielereien (Schein- und wirkliches Spiel; letztlich sind’s Gesetze des Musikalischen, welche verfolgt werden) und an bloßen ‚Gittern‘, also dem Gerüst eines Buchs. Zu diesem Zweck, um alles in Harmonie, in ‚Einheit‘ zu bringen, hab‘ ich die sogen. ‚Wegener’sche Theorie von der Schollendrift‘ (Plattentektonik) auf das Literarische übertragen, was bedeutet, dass die einzelnen Absätze, Kapitel, aber auch kleineren Einheiten (Fragmente) gewissermaßen auf dem literarischen Magma schwimmen, auf einer K u g e l, ordnen sich jedoch nach immanenten Gesetzen einander logisch zu – dies freilich nur bedingt sicht- und einsehbar… K u g e l deshalb, weil die- se Ausdruck des Anfangs- und Endelosen und damit Z e i t l o s e n ist – Sinn-bild für das Allbewußtsein… Ich persönlich glaube nur bedingt an das, was wir Z e i t nennen – vielmehr war ich stets auf der Suche nach dem zeitlos Simul-tanen – wahrscheinlich, was das Gleichzeitige betrifft, angeregt durch die Beschäftigung mit dem Kubismus in der Malerei, den auf das Literarische zu übertragen ich immer wieder bestrebt war – etwa in meinem Sprechoratorium Megapolis. Will also keine Zeit-Linie und damit kein Vorher-Nachher-Denken, sondern strebe im Literarischen ein, wenn man will, Präsens simultanis oder aeternis an, als End(nicht)zustand…
Womit ich bei meinen ‚Verneinungen‘ bin, welche jedoch im Endeffekt, da minus mal minus bekanntlich p l u s ergibt, Bejahung bedeutet. Solche Ver-neinung, auch nicht doppelte, führt allerdings nicht automatisch zu Vollendung; diese kann ja keineswegs Sache des produzierenden Künstlers sein. E r be-reitet nur vor…, und so hab‘ ich als Metapher für die Vollendung, gleichfalls sehr früh, den Computer der Schöpfung eingeführt, in welchem sich alles durch Aus-, Ein- und Umgliederung bzw. durch ‚Gezweiung‘ – komm‘ von Othmar Spanns Ganzheitsphilosophie her – vollendet. Der Schreibende, Malende, Bild-hauernde, Komponierende et cetera liefert nur die Rohform. Boßle zwar eifrig an meinen ‚Literaturkugeln‘ herum, schaffe aber nicht die Vollkommenheit. Letztlich ist dieser ‚Schöpfungscomputer‘ ja nichts anderes als G o t t , bei mir ins Dichterische zu Godot umgedeutet, womit ich bewußt dem Nihilismus Becketts entgegentrete…
Zu all dem gesellt sich, dass mich – und somit ein weiteres Element meines (gewiß extravaganten) Schreibens und Denkens angesprochen – nur mehr ‚Sprache als solche‘ im wahrsten Sinn des Wortes anspricht. S i e liefert mir die nötigen Vergleiche. S i e mit ihren ‚nutenartigen Bewegungen‘, ihrem Austausch , auch in ihren Erstarrungen und vor allem ihrem K l a n g , ver-gleiche ich mit der Schollendrift und komme dadurch zu einer Prosa, die ich to- tal nennen möchte, weil eben in ihr (s. o.) alles Platz findet. Geb‘ allerdings zu: was ich da schildere, besser zu erklären versuche, ist – man könnte vorsichtig so sagen – ein ‚Schreiben als ob‘; denn, wie man sieht: ich tue und mache alles, was in der Literatur schlechthin verboten ist – nicht etwa berechnend absicht-lich; es kommt einfach so aus mir heraus. Hab‘ relativ früh die „Themenlo-sigkeit“ zu meinem eigentlichen Thema gemacht, sie als solches entdeckt. (Siehe z. B. meinen Text Wut eines Autors über den verlorenen Inhalt!) Ich glaub‘ einfach, daß die Literatur des 3. Jahrtausends von der bisherigen grund-verschieden sein muß, weil sie von völlig anderen Bedingungen, entgegenge-setzen Voraus-Setzungen herkommt: praktisch zeit- und damit handlungslos! Wir leben schließlich längst im Bewußtsein eines vielleicht unendlich großen Kosmos‘ mit möglicherweise sogar unendlich vielen Universen, in welchem bzw. welchen es weder Handlungen noch Stories gibt, bloß E x p a n s i o n , in Vorstellungen auch eines A. Einstein, also der Relativität. (Deren Prinzipien auf das Literarische übertragen, zumindest versuchsweise!) Man könnte sagen: Bisherige Gestaltungen quasi nach Newton, zukünftige dementsprechend nach heutiger Erkenntnis! Und wir leben – wenn ich jetzt aus den Weiten des Alls in die Enge unsrer ‚Mutter Erde‘ und auf meine kleine Insel ‚St. Helena‘ zurück-kehren darf, im Zeitalter der Vernetzungen; deshalb ja mein dauerndes Zitieren, die leidigen Selbst- und auch Fremdzitate (will ja meine Literaturen miteinander – ja, eben vernetzen, und zwar zu einer einzigen riesigen ‚Literaturkugel‘!) und möcht‘ meine Leser am Schaffensprozeß teilnehmen lassen. Baue auch deshalb die ‚Gerüste‘ nicht ab, sodass man sieht… Hab‘ mich schon immer für die Skiz-ze mehr interessiert als für das fertige Kunstwerk. (Finde z. B. die Entwürfe eines Leonardo wesentlich interessanter als etwa die fertige Mona Lisa, die Skizzenbücher Beethovens attraktiver als die fertigen Werke, die Pläne Goethes zum ‚Faust‘ mindestens ebenso ansprechend wie das fertig vorliegende Werk.) Da gibt es in meinen Texten – für den Leser vielleicht nicht ganz uninteressant , interessanter als erfundene, konstruierte Stories – Schleusen, Wehren, Aufstau-ungen, Auftürmungen, Begradigungen, Absenkungen, Bremsmechanismen und Prallhänge…; da bleckt (literarische) Magma durch Spalten…; da bewegt man sich auf erkalteten Krusten und Platten… Die Sätze, Ab-sätze, Kapitel vielfach wie in einen Mühltrichter geworfen – unten kommt das (wiederum literarische) Pulver heraus, dieses durch Bindemittel (Sprachübergänge et cetera) zum Kloß geformt… Mach‘ das nicht bewußt; es kommt aus meinem (beinah hätt‘ ich gesagt) ‚kugeligen Wesen‘, resultierend aus meinem Denken, nein, meinem ‚Totalitätsanspruch‘. – In diesem Zusammenhang auch wichtig der Begriff ‚Austausch‘. Die Personen, diese (bei mir bloßen) ‚Kunstfiguren‘, ebenso die Orte: austauschbar! A ist zugleich B, C zugleich D – jenachdem und je nach Notwendigkeit. D e s h a l b auch die ‚Verneinungen‘ – häufig und wichtig (s. o.), Begriffe wie Quasi-, Kein.-, Un-, Nicht-Roman, Buch(nicht)storie, Gesamt-(nicht)konzept… Letztlich löst sich mir alles in M u s i k auf (der verhinderte Komponist!) Es ist, so scheint mir, ganz typisch, dass man meine Bücher, zu- mindest jene der Odysseen W’s und der Helena-Reihe – nicht die Novellen und Kurzgeschichten – nie und nimmer ‚verfilmen‘ könnte. Das Ergebnis wäre eine Abfolge bewegter, in sich verschränkter, abstrakter Gemälde (Nicht-Gemälde) bzw. Bilder (Nicht-Bilder).
Womit ein Weiteres angeschnitten ist…: Der Maler darf wie selbstverständlich abstrakt malen, der Schriftsteller jedoch keine abstrakte Literatur liefern!(?) Geb‘ auch d i e s zu: Derartige ‚Einebnung‘, wie expliziert, ist problematisch, anderseits aber Reaktion darauf, dass in der Kunst offensichtlich jedes Maß verloren gegangen ist. Und wollte man ästhetische Maßstäbe anlegen – eben an meine Helena-Bücher – jedenfalls die späteren und an die Odysseen…: ich komm‘ stark vom Surrealismus her! ‚Schön‘, sagte Graf Lautrémont, ‚das ist die Möglichkeit des Zusammentreffens einer Nähmaschine und eines Regenschirms auf einem Seziertisch.‘
Daß solche K u g e l b ü c h e r in der Gefahr unausstehlicher Monotonie sind, will ich, sollte jemand dieses Argument einbringen, nicht leugnen; anderseits: ein Buch ist Spiegelbild und lebt daher von ständig variierten Wiederholungen, was unweigerlich zum Kreislauf und, der Kreis (die Inselscheibe!) hochgestellt gedacht und in Rotation versetzt, schließlich zur Kugelform führt, das heißt zur Vollendung. Die Zeit-Linie – klassisches Buch, vgl. oben Newton – läßt offen, die Kugel, das Kugel-Buch, schließt ein, bindet den Anfang/Nicht-Anfang an das Ende/Nicht-Ende und hebt so die Z e i t auf . Deshalb die Tolerierung des (scheinbar) Chaotischen, des sich von selbst, eben nach immanenten Gesetzen ordnenden Chaos. (Das Bild von der Wegener’schen Schollendrift!) ‚Gott wür-felt nicht‘, sagte der große Einstein (eigentlich drückte er‘s recht respektlos aus: Der A l t e würfelt nicht!), ich aber, ich will ‚Literaturwürfler‘ sein, weil ich es sein m u ß und auch d a r f – wegen des ‚Computers der Schöpfung‘, der al-les selektiert und ins richtige Lot bringt. Ich erwarte sozusagen eine Digitalisie-rung‘ meiner Literaturen d u r c h diesen. Das Endergebnis (vom Endergebnis) wird L i e b e sein – die Liebe Godots, G o t t e s .
Das Fazit: Schreib‘ ich bloß für Insider? Unter diesen Prämissen wahrscheinlich ja! Hab‘ immer den L’art-pour-l’art-Standpunkt vertreten. Schließlich: es muß niemand die Bücher lesen! Einmal aber werden sie, ungeachtet dessen, ob sich Leser gefunden oder nicht gefunden haben, vollendet sein – nicht durch mich (s. o.), sondern eben durch den C. d. Sch., den Computer der Schöpfung, der alles, auch das Kleinste, Unbedeutendste, noch mehr das Große, Bedeutende, für immer speichert. Es kann nichts, aber auch gar nichts verloren gehen; denn im tiefsten Inneren, im Zentrum der aus allen je geschriebenen Büchern zusam-mengesetzten Mega-Literaturkugel – diese also nicht bloß aus meinen wenigen bestehend gemeint, wohnt Godot, G o t t , der über seine Literaturkinder wacht, lobt und tadelt, verwirft und als endgültig einfügt und alles dann Vollendete mit seinem Geist durchsetzt, das Nichteinbaufähige aber – und es wird vieles, viel-leicht das meiste sein – fallen läßt…
Meine literarische Welt ist eine ‚Welt der Modelle‘…: Modelle für das Schrei-ben, den Schreib-Vorgang, für das Formen (die Formprozesse), für Denk-möglichkeiten (die Metaphern!) – ja, ‚Modelle für Modelle‘ (das Simultane!); Modelle weiters eben für G o t t – soll heißen: das Zusammenfallen in Ihm, die sogen. ‚Gezweiung‘ m i t Ihm, die Einswerdung mit allem und allen d u r c h Ihn im Zentrum der K u g e l . Dies der letzte Sinn der Kugelbuchidee! Wenn ich’s etwas biblisch, fast blasphem ausdrücken darf: Mein literarisches Reich ist sozusagen ‚nicht von dieser Welt‘. Ich führe, geistig gesehen, ein Kugel-Leben, und in einem solchen, da es Ausdruck des Zeitlosen und damit Ewigen ist, steht kaum ein Platz für Handlung bzw. Stories zur Verfügung. Die beste und wahrste Erzählung, wenn überhaupt solche, ist jeder selbst – sozusagen Erzähl-Selbst-versorgung! Im Kosmos gibt es keine Handlung, bloß E x p a n s i o n . Flau-bert notierte: ‚Die schönsten Werke sind jene, in denen so wenig Stoff wie möglich steckt. Ich habe (zuletzt) 50 Seiten geschrieben, in denen jedes Ereignis fehlt. Ich möchte ein Buch verfassen ‚über nichts‘ – eines, das sich durch die innere Kraft seines Stils von selbst hält, das (also) praktisch k e i n O b j e k t aufweist oder in welchem der Gegenstand unsichtbar bleibt. – Eine Absage an alles Dramatische? Ein Nein zu allem Dualistischen? – Vielleicht!
Einer, der diesen ‚Versuch einer Charakteristik meiner literarischen Vorstellungen‘ überdachte, schrieb:
Wie ich Deine Abhandlung verstehe, versuchst Du aus der Ein- oder maximal Zwei-Dimensionalität unsrer Literatur (auszubrechen) und in höhere Dimen-sionen vorzustoßen. Der meist longitudinal verfasste Roman gibt Dir (offenbar) zu wenig; Du willst die Schriftstellerei in komplexere Bereiche führen – sozu-sagen vom linearen zum komplexen System , ähnlich der Sichtweise von Pro-zessen in der (heutigen) Wirtschaft, in der Physik oder Politik… Sind die mei-sten Werke der (gängigen) Literatur als klar abgrenzbar zu bezeichnen, so bist Du auf der Suche nach Schaffung von chaotisch-fraktalen Einheiten, die un- geordnet erscheinen mögen, in der Gesamtsicht allerdings sehr wohl klaren Mustern folgen. – Bzgl. der Intention Nicht-Geschriebenes zu suchen, denke ich an die Dialektik ‚Materie-Antimaterie‘, die ohne einander zu ergänzen nicht existieren kann. Ähnlich zu sehen wäre in der Biologie die Molekularstruktur der DNA mit ihren zwei komplementären Strängen… Du suchst offenbar einen literarischen Komplementärstrang. Leben ist ohne diesen DNA-Strang nicht möglich… Die Idee hinter (literarisch) Materialisiertem und Dokumentiertem erscheint mir ebenso wichtig, wenn nicht unendlich wichtiger, als das Ge-schriebene selbst! So mag (bei Dir) im Hintergrund auch der Begriff des Logos (‚im Anfang war das Wort‘) mitschwingen und alles überstrahlen bzw. durchdringen… So verstehe ich Dein Kugel-Buch als den Versuch, Dein lite-rarisches Werk ebenso nicht linear, sondern als drei- oder (sogar) multidi-mensionale Matrix zu verstehen. Auf Deine Werke bezogen, könnten so aus Handlungs- und Beschreibungskörpern entsprechende Handlungs- und Beschreibungsnetzwerke entstehen; d. h.: von einer Kugel aus kann Literatur über Antennen in alle Richtungen des sie umgebenden Raums ausgesendet werden. (J. O. R. B.)